Kammerchor aus Sagorsk gastierte in der Rhein-Nahe-Halle in Weiler I Westeuropäische Einflüsse hörbar
[Allgemeine Zeitung
Von unserem Mitarbeiter
JOSEF KOHN
WEILER - Beim "MGV Liederkranz" in Weiler war der russische Kammerchor "Vita" aus Sagorsk zu Gast.
Die interessante Möglichkeit, ein Stück russischer Musikkultur kennenzulernen, hatte die große Rhein-Nahe-Halle in Weiler fast bis auf den letzten Platz gefüllt. Leider gab es kein gedrucktes Programm, auch die sonstigen Informationen waren unzulänglich (ähnliches passiert immer wieder beim Auftreten ausländischer Chöre).
Natürlich war man auf den russischen Chor, 40 Sängerinnen und Sänger, davon zwei Drittel Frauen, sehr neugierig.
Zunächst aber begrüßte der Vereinsvorsitzende Schmitt die Gäste und die Sänger des einheimischen Gesangvereins, die zwei Chöre zur Begrüßung sangen.
Dann begannen die Gäste aus der weiteren Umgebung Moskaus mit zwei geistlichen Liedern von Archangelski: “Jetzt laßt uns beginnen“ und Psalm 101. (Das Programm wurde von einer russischen Dolmetscherin moderiert, die sich, bei allem Respekt vor ihren Deutschkenntnissen, ein bißchen schwer tat).
Dann folgte ein Teil einer “Johann Chrysostomus-Liturgie“ von Tschaikowsky.
Der sehr sympathische Chor machte bei diesen geistlichen Kompositionen einen hervorragenden Eindruck.
Er ist von seiner Chorleiterin Antonina Frelowa offensichtlich ausgezeichnet geschult. Die Stimmen klingen sehr ausgeglichen. Es wurde sehr intensiv und dynamisch musiziert.
Weitere geistliche Stücke folgten.
So ein "Konzert Nr. 19 I, II und III von Bortijanski, wobei auch die Sopran-Stimmen einmal. Mit klingenderen Höhen zu hören waren, was nicht häufig vorkam.
Ein Chor "Gnade des Friedens" klang sehr volksliedhaft.
Nach der Pause wurde zunächst ein ,,Auferstehungs-Lied" und ein "Cherubin-Lied" von Simonowski dargeboten. Der Sagorsker "Vita"-Chor legt bei seinen geistlichen Gesängen viel Wert darauf, daß die Art der Wiedergabe der Tradition dieser, durch andere berühmte Chöre weltweit bekannten Stadt würdig jst.
Neben einem "Spirituel" und einem religiösen ,,Abendlied", durfte das durch Kosakenchöre weltweit bekannte Volkslied vom ,,Abendglöcklein" dann nicht fehlen.
Die "Rosemarie" von Löns-Jöde war ein Gruß an die Gastgeber und der freundliche Abschluß des Konzerts.
Während einige Solisten mit meist publikumsgeläufigen Liedern zwischendurch eher für Unterhaltung sorgten, wäre man vielleicht für ein noch bewußter gestaltetes russisches Programm dankbar gewesen.
Andererseits, die musikalischen Gäste und ihre Musik wirkten weithin durchaus europäisch, was wohl auch die sehr stark von Italien und Deutschland geprägte russische Musiktradition zurückgeht.