[Rhein-Nahe-Aktuell, Ausgabe 42/2017]
WEILER. Dies stellten die Sänger des Männerchores von Weiler mit großer Genugtuung fest.
Gemeint waren die Feierlichkeiten in Mainz zum Tag der Deutschen Einheit, den das Bundesland Rheinland-Pfalz ausrichtete. Nicht als Gäste sondern als Mitwirkende auf der großen Showbühne im Rhein, wo mit einer fulminanten Musik-, Action- und Lightshow in Mainz der große Schlusspunkt dieses Festes gesetzt wurde.
Am Vortag hatte bereits der Kinderchor der Heilig-Kreuz-Grundschule aus Weiler im Festzelt auf dem Schillerplatz bei diesem Nationalfeiertag seine Visitenkarte für die Gemeinde abgegeben, die Sänger des Männerchores standen dem nicht nach.
FRÜHZEITIGE PLANUNG
Im Frühjahr bereits machten sich die Verantwortlichen erste Gedanken zur Gestaltung dieses Festes; Skizzen, Pläne, Regiekonzepte für die Fülle von Veranstaltungen.
Chorleiter Andreas Arneke hatte die Connections aber auch das Gespür, wie Musik und Gesang in einzelnen Veranstaltungen einzubringen waren. Er baute dabei auf den stimmstarken Männerchor aus Weiler und seinen Gesangverein Liederkranz aus Wörrstadt. Irgendwann im Mai gab es eine Verständigungsprobe und dann war Sendepause, bis im Sommer dann die Einzelheiten durchdringen: Auftritt bei der großen Abschlussveranstaltung, Live-Übertragung im Südwest-Fernsehen mit der Nationalhymne.
SHOWBÜHNE AUF DEM RHEIN
Später sickerte der Auftrittsort durch, eine Showbühne mitten im Rhein und dann griff das minutiöse Räderwerk der Regie ein, Personenlimit, 60 Sängerinnen und Sänger – mehr nicht. Proben tagsüber, Alkoholverbote und Trittfestigkeit auf den Schiffen.
Das alles ertrugen die Sänger tapfer für das hehre Ziel, dabei gewesen zu sein, im Programm zum Tag der Deutschen Einheit.
Ein Höhepunkt in der Vereinsgeschichte, wie in nicht viele Vereine schreiben können.
Die Zeitpläne und Verhaltensregeln waren dann schon Strapazen. Das Shuttleboot setze bis 14 Uhr alle Sänger auf dem riesigen Pontonboot ab, das ohne die Auf- und Ausbauten für Fracht und Schüttguttransporte seine Dienste leistet. Es wurden Aufenthaltsbereiche zugewiesen und dann war Geduld angesagt. Wenngleich mehr als 100 Mitwirkende sich auf der schwimmenden Bühne aufhielten, Tontechnik und Beleuchtungsanlagen die Bewegungsräume stark begrenzten, gab es zur Abwechselung Skatspiele, einen kleinen Imbiss und hier und da kleinere Flächen, um sich die Füße zu vertreten, dazu gurgelte der Rhein zwischen den angeleinten Booten.
Die Langeweile teilte man sich mit den Sängerfrauen und -Männern aus Wörrstadt oder kommunizierte mit der weiblichen Tanzgruppe aus Finthen. Diese „Verbannung zum Schiffsaufenthalt“ hat Gemeinsamkeit gestiftet, was die Veranstalter sicher auch in das Motto „Zusammen sind wir Deutschland“ eingedacht hatten und genauso fand man auch beim Anproben der schwarz-rot-goldenen Roben immer wieder humorvolle Bemerkungen und lachte gemeinsam.
EINE MINUTE ZWANZIG SEKUNDEN ...
Drei Probeläufe, wobei alles wie am Schnürchen laufen musste, denn die Zeit von 1 Min. 20 Sekunden von Unterdeck bis zur Bühne musste eingehalten werden.
Zwischendurch noch kurzes Einsingen.
DER HÖHEPUNKT
Die Dunkelheit bricht an, die ersten Böller Hallen durchs Tal bis tief auf die rechte Rheinseite. Ein erstes Feuerwerkspektakel zeigt den Akteuren, die sich im tiefen Schiffsbauch aus dem Status der Laien in Profis gewandelt hatten, wie eine Regieassistentin bemerkte. Die Zeit läuft, Tanz, Lichteffekte, Wassershow und dann tritt der Chor strahlend auf die Bühne. Intonation und die gesungene Nationalhymne geht über das Wasser zu den Zehntausenden am Ufer, die bewegt und beherzt mitsingen.
Ein tief bewegendes Gefühl für alle!
Der Regisseur ist begeistert, gemeinsam singen, gemeinsam feiern. Das Fest war gelungen.
Als die letzten Raketen eines fulminanten Feuerwerks im Abendhimmel verglühen, fällt den Akteuren in den Chören die Anspannung ab, es ist eine gelöste und heitere Freude zu sehen.
Erleichterung und auch der Chorleiter Arneke strahlt. Beglückt über das, was man geleistet und wozu man beigetragen hat. Für alle war es ein einmaliges und unvergessenes Erlebnis, das sicher nachhält und so schnell – frühestens in 16 Jahren wieder im Land Rheinland-Pfalz stattfinden wird. Bis dahin läuft bekanntlich aber noch viel Wasser den Rhein hinunter.
Nur die Chronisten werden in nächster Zeit dieses Erlebnis dokumentieren und der Nachwelt erhalten.