[Allgemeine Zeitung Bingen, 29.09.2017]
RHEINHESSEN - Wenn am 3. Oktober die deutsche Nationalhymne übers Wasser klingt und die Feiernden am Mainzer Rheinufer zwischen Theodor-Heuss-Brücke und Hilton zum Mitsingen animiert werden, dann sind in diesem Moment zwei rheinhessische Chöre die Hauptakteure auf dem Event-Schiff, auf dem den ganzen Tag über Künstler agieren: das Ensemble Overcross aus Wörrstadt und der Männerchor Weiler.
Dazu gesellen sich „ausgesuchte junge Sängerinnen und Sänger sowie ein Streichquartett aus rheinhessischen Profi-Musikern“, berichtet Andreas Arneke, unter dessen Leitung seine rund 60 Schützlinge gegen 23 Uhr die dritte Strophe des Deutschlandliedes intonieren werden.
HAYDNS MUSIK ERKLINGT VON SCHWIMMENDER BÜHNE
Und für diese wenigen Minuten, in denen die rheinhessischen Sängerinnen und Sänger auf der schwimmenden Bühne im Mittelpunkt stehen und Haydns Musik erstrahlen lassen, wird seit Langem eifrig geprobt. „Ein absolutes Highlight des Jahres“, schwärmt Arneke. Und das, obwohl dem Pianisten, Dirigenten, Chorleiter und Kulturmanager Auftritte vor einer großen Öffentlichkeit alles andere als fremd sind – nicht erst, seit er für das Jubiläumsjahr 2016 die CD „Klingendes Rheinhessen“ produzierte, die Musik und Gesang rheinhessischer Ensembles sowie von Prominenten gelesene Literatur der Region vereint.
So erstaunt es nicht, dass die Staatskanzlei bei Andreas Arneke anrief, um die Bereitschaft für ein neuerliches Engagement im Rahmen der Einheitsfeier anzufragen, wobei die Verantwortlichen der Landesregierung die Logistik alsbald an eine in Sachen Show- und Musikevents erfahrene Agentur – „aus Wiesbaden“, wie Arneke schmunzelnd anmerkt – übertrugen.
Im Zeichen von Schwarz-Rot-Gold hat Andreas Arneke den Dreiklang der Nationalfarben auch musikalisch nachempfunden: „Flüssiges Tempo, nicht so monumental, mit spielerischer Leichtigkeit“, benennt er sein Herangehen, das auch das „Federnde, Leichte und Fließende von Haydns Original“ aufnimmt. Nicht zu unterschätzen sei allerdings die Schwierigkeit, den einstimmigen Gesang exakt zu intonieren, weiß Arneke, dass er einer entsprechenden übermäßigen Vorsicht der Sänger entgegenwirken muss: „Sie sollen frei singen, der Gesang muss Seele haben.“
Um die Wirkung des Ganzen zu erhöhen und dem Publikum „einen einheitlichen Pegel zum Mitsingen“ zu garantieren, hat er mit allen Akteuren die Hymne im Juni in einem Profi-Studio aufgenommen, die Aufnahme wird parallel zum Live-Auftritt eingespielt.
Spannend seien die Vorbereitungen, berichtet Arneke weiter: „Die Sänger merken, welch ein organisatorischer Aufwand und Medienhype hinter einer solchen Veranstaltung steckt“, erzählt er. So seien die sangesfreudigen Laien, die sich am 2. Oktober zur Stellprobe einzufinden haben, durchaus aufgeregt – etwa angesichts des Sicherheitsaufwandes, der es erfordere, dass alle Künstler für die komplette Zeit der Veranstaltung, die am frühen Abend beginnt, bis zu deren Ende auf dem Schiff zu verbleiben haben, und: „Wir mussten die kompletten Daten eines jeden Musikers vorher einreichen, ebenso die Konfektionsgröße.“
Denn die Kleidung für die Feier zum Tag der Deutschen Einheit – die kommt aus den USA.