[Allgemeine Zeitung, 22.12.2016]
Von Jochen Werner
Vielstimmiges „O du fröhliche“
WEILER - Zur Schlussveranstaltung der Reihe „Klingendes Rheinhessen“ im Jubiläumsjahr der Region hatte der Meisterchor des MGV Weiler in die 150 Jahre junge Pfarrkirche St. Maria Magdalena eingeladen. Mit dabei waren das Wormser Kammerensemble und das Mainzer Flötenquartett.
Die Gesamtleitung des gut 90-minütigen Programms lag in den Händen von Dirigent Andreas Arneke.
Geschaffen wurden gleich mehrere Bögen. Einmal topografisch, durch die Teilnahme der Mitwirkenden. Vor allem aber musikalisch, durch die Unterschiedlichkeit der Vorträge und durch die Auswahl der Werke, vom Barock bis zur Moderne, von bekannten Weihnachtsliedern bis zu weniger vertrauten, jedenfalls aber hervorragend intonierten Stücken, die sich dem begeisterten Publikum im voll besetzten Gotteshaus erst erschließen mussten.
Adam Schmitt und Gerhard Lautz freuten sich als Moderatoren, zahlreiche Gäste begrüßen zu dürfen.
Sie alle erlebten ein feierliches und doch aufgelockertes, ernstes und in verschiedenen Phasen doch mit einem Grinsen versehenes, traditionelles, aber längst nicht angestaubtes, besinnliches und doch alles andere als langweiliges Programm mit spannenden Arrangements. „Musik in Hochkultur“, befand Kulturstaatssekretär Salvatore Barbaro später.
„Machet die Tore weit!“ Damit machte der Weilerer Männerchor den Auftakt in einem in sich stimmigen Abend.
Mit „Herbei, ihr Gläubigen“ (Adeste fideles) lud das gemischte, 16-köpfige Kammerensemble (Leitung: Tristan Meister) das Publikum ein, sich in die richtige Weihnachtsstimmung versetzen zu lassen.
Danach stellten sich die vier jungen Damen des Flötenquartetts (Leitung: Marija Milosavljević) mit dem „Danse des Mirlitons“ aus Tschaikowskys Nussknacker-Suite vor. Alle nutzten mit ihrer Dynamik die hervorragende Akustik aus, allen gab die wechselnde und unaufdringliche Illumination noch einmal eine besondere Note.
Schmitt und Lautz gaben dazu Informationen zu den Komponisten, etwa, dass Felix Mendelssohn-Bartholdy womöglich auf dem Binger Rochusberg erstmals auf einer Orgel spielte. Sein Werk „Frohlocket ihr Völker auf Erden“ gab das Kammerensemble zu Gehör. Michael Praetorius, dessen unsterblich gewordener Choral „Es ist ein Ros entsprungen“ vom MGV intoniert wurde, war zeitweise in Stromberg zu Hause. Bei der „Pavane pour une infante défunte“ (Maurice Ravel) bewiesen die Flötistinnen, welch voller, harmonischer Klang sich auch mit leisen Tönen durchsetzen kann.
Die Reise mit 18 verschiedenen Stücken, darunter Beethovens „Hymne an die Nacht“, „Ding Dong! Merrily on high“ (Charles Wood) oder Franz Liszts „In dulci jubilo“ endete mit dem vielleicht schönsten und bekanntesten aller deutschsprachigen Weihnachtslieder, „auch wenn sicher manche den Kitsch bemäkeln“, so Lautz: „Stille Nacht“.
Danach gab es nur noch eines, nämlich das gemeinsame Schlusslied mit der gesamten Kirche: „O du fröhliche“!
Jochen Werner