WEILER. Ein Konzert "Männerchor Weiler .... ganz schön anders" so hatte der Männerchor mit seinen 40 gestandenen Männern im MGV Weiler unter der Gesamtleitung von Andreas Arneke getitelt und ein Motto vorgegeben, "Männer-Menna-Männer", das natürlich Neugier weckte.
Genauso gespannt wie die Konzertbesucher auf das Programm, Inspiration und Intonation aller Akteure waren, so waren die Sänger gespannt auf die Resonanz der Konzertbesucher.
Weitaus mehr als erwartet, waren die Besucher aus nah und fern in die Rhein-Nahe-Weiler geströmt, sodass die Sänger erst körperlich gefragt waren: zahlreiche Stühle waren noch herbei zu schaffen, damit jeder einen Sitzplatz hatte. Ortsbürgermeisterin Marika Bell und Bürgermeister Karl Thorn hatten diese Sorgen nicht, ebenso auch der Vorsitzende des Kreischorverbandes Dr. Herbert Drumm, der ein Grußwort zum 130. Vereinsgeburtstag überbrachte, kurz, prägnant und angenehm in der Diktion.
Und das erste „Aha“ galt der ungewöhnlichen Hallenausstattung für ein Konzert; die Bühne in der Hallenmitte, eine beeindruckende Dekoration mit männerspezifischen Gegenständen, Oldtimer, Traktor, Motorrad, Roller, Rennrad, Caddy, ein weiter Fallschirm füllte den Deckenbereich und viele andere Accessoires waren von Elmar Bootz und seinen Helfern sehr feinfühlig zusammengestellt, der Rahmen, den einfach Männer für ein solches Konzertmotto brauchen.
Perfektioniert wurde die Bühnenpräsentation durch gut eingebrachte Lichteffekte und eine angemessene Beleuchtung von Jürgen Bootz der auch für den guten Ton sorgte.
Ein machtvoller Auftakt gab es mit Grönemeyers "Männer", in Aussprache und Rhythmik sehr eindrucksvoll.
Dieser Männerszene setze Menna Mulugeta mit einem herzlichen „Hello“ von Adele gleich einen Kontrapunkt. Mit Menna, einer talentierten Sängerin, die den größten Teil ihres jungen Lebens in Weiler verbrachte, hatte Chorleiter Arneke natürlich einen Glücksgriff getan und sie war ein weiterer Glanzpunkt in der Darbietungsfülle.
Die Band mit Gitarrenvirtuose Bernd Sperrfechter, Martin Wagner an fliegenden Tasten des Akkordeon, Hanns Höhn, unnachahmlich am Bass und dem talentierten Andreas Arneke am Piano waren natürlich allererste Wahl um ein solch anspruchsvolles Konzert mit zu bestreiten.
Alle Akteure führten mit ihren Darbietungen die Zuhörer von einem Konzerthöhepunkt zum nächsten. Die Band mit instrumentalen Darbietungen von Tit for Tat (Wie du mir so ich Dir) zogen sie gleich alle Register und Saiten ihres Könnens, Artisten am Instrument bei Fat Cat und ausgewiesene Vollblutmusiker bei der „Night in Egypt“. Das allein schon begeisterte die Zuhörer.
Menna Mulugeta legte sich bei ihrem Heimspiel natürlich ganz besonders „ins Zeug“. Werke der Soul- und Rockszene von James Brown (It’s a man‘s world) war natürlich die Replik zum Konzertmotto. Legend’s „All of me“ und Nora Jones‘ „Don’t know why“ setzen Glanzlichter im Programm und die Zuhörer fanden es genau so glanzvoll und spendeten grenzenlosen Applaus.
Bei der Uraufführung des Rheinhessenjubiläum-Songs in Weiler streichelt Menna, mit afrikanischen Wurzeln, mittlerweile bundesweit bekannte Sängerin aus Weiler, mit ihrer souligen Kehle in tiefer Liebe ihre Heimat mit Tönen und Worten aus der Feder von Andreas Arneke: „Mein Rheinhessen, ich bin in dich verliebt“.
Da hält es die Zuhörer nicht mehr auf ihren Plätzen.
Der Chor, bestens eingeübt von Andreas Arneke schlug dann den Bogen der Chormusik aus der Zeit der Renaissance mit einem einfühlsamen Madrigal, über Farbtupfer aus der Romantik bis zur zeitgenössischen Rock – und Popszene.
Da hatte Schuberts „Lindenbaum“ genauso seine starke Platzierung wie der Beatles-Song „Yesterday“ oder das Lied vom „Schönsten Wiesengrunde“ in zeitgenössischem Chorsatz. Mit Michael Holms „Tränen lügen nicht“ stieg man hochkonzentriert ein, ehe Menna und der Chor dann mit Weilerer Text (aus der Feder von Elmar Bootz) überraschten, in Mundart wie auch in der Dynamik. Elvis Presley’s „Love me tender“ hauchte der Chor samtweich in den Konzertsaal, das beeindruckte tief.
Das Wetterlied von Aca & Pella war die gekonnte Reminiszenz an das Wetter und Unwetter der letzten Wochen. Auf die „Wonderful world“ von Sam Cooke hatte Elmar Bootz einen passgenauen Text in Mundart geschrieben. Und der Titel “Mensch, was kennt die Welt scheen sein met deer“ – ein wunderbares Kompliment an die Frauen im Saal, denen die Darbietungen der Männer offensichtlich ganz besonders gefielen.; sie waren schier aus dem Häuschen. Das war ein Paukenschlag vor der Pause.
Gerhard Lautz und Adam Schmitt hatten große Freude dabei das spannende Programm kurz und verbindlich aber auch routiniert zu moderieren.
Auch im zweiten Teil waren die Sängerdarbietungen nicht minder spektakulär. Mit dem Prinzensong „Alles nur geklaut“ setzte man einen weiteren Höhepunkt; mit der Solistin Menna war dies ein weiterer Leckerbissen des Abends. Gospels und Spirituals hat Chorleiter Arneke sehr gezielt ausgewählt, das war höchste Gesangskunst und ein Gegensatz zu einem Kultsong des Weilerer Chores. Seit mehr als 60 Jahren gehört den Evergreen von „Johnny“ als „Reißer“ bei nahezu allen Gelegenheiten. Diesmal mit Band wurde die Aufführung zu einem mitreißenden Erlebnis, das zum frenetischen Mitklatschen herausforderte.
Das Konzert „schön anders“ neigte sich nach mehr als 2 Stunden dem Ende zu. Das „Haus am See“ des Reggae-Musikers Peter Fox mit Solistin und Band war der absolute „Knaller“ des Abends. Erneut quittierte das Publikum dieses Werk mit Standing Ovations.
Nach einem angenehmen kontrastreichen Akzent, dem „Morgenrot“ von Robert Pracht, lud man noch zum Verweilen ein, denn viel wollte und musste man noch einem rundum gelungenen Konzertabend noch austauschen und gefeiert werden sollte auch. Und die anhaltend geforderten Zugaben beschlossen die Akteure in Mundart mit der „Wonderful world“, Abschluss eines begeisternden Abends für Akteure und Zuhörer.
War es nun anders? Völlig anders und mutig obendrein.
Andreas Arneke und seine Sänger hielten, was man in der Werbung versprochen hatte, so die einhellige Resonanz der Zuhörer. Einen solchen Spagat hatte mancher Chorkenner oder auch Konzertbesucher den Männern nicht ganz zugetraut, trotz eines Meisterchortitels - Chapeau.
Mit solchen Darbietungen lassen sich auch heute noch Konzertsäle und Hallen füllen.