MÄNNERCHOR Gemeinsames Konzert mit Frankfurter Sinfonikern.
Opern-Klassiker trifft mitten ins Herz.
[29.04.2015] Allgemeine Zeitung, Bingen.
Von Jochen Werner
WEILER. An diesen Abend wird man in Weiler noch lange zurückdenken. In „Die große Welt der Oper“ lud der Weilerer Männerchor über 500 begeisterte Musikfreunde am Samstag in die Rhein-Nahe-Halle ein.
Gemeinsam mit den Frankfurter Sinfonikern und Sopranistin Neivi Martinez sowie Tenor Daniel Sans boten die 45 Sänger unter der Gesamtleitung von Andreas Arneke ein kulturelles Feuerwerk der Extraklasse, mit dem sie jeden Einzelnen im Saal erreichen konnten und dafür sorgten, dass sich nach dem Konzert in vielen Häusern noch Schallplatten auf den Tellern drehten und CDs in die Rekorder gelegt wurden.
Gut ausgesteuerte Akustik.
Den Rahmen des ersten Teils gab Richard Wagner. Dazwischen lagen Werke der Italiener Gaetano Donizetti, Giacomo Puccini und Giuseppe Verdi. Ihre bekannten Melodien, die im 19. Jahrhundert die Herzen trafen, sind ungebrochen präsent und modern.
Ein Fagottsolo weist auf eine der schönsten Tenor-Arien hin: Mit „Una furtiva lagrima“ aus Donizettis komischer Oper „Der Liebestrank“ war es programmgemäß an Daniel Sans, das Zusammenspiel aus Chor und Orchester abzulösen und zu zeigen, dass der Abend wie in „normalen“ Opern vom Wechsel aus Orchesterklängen, Chorgesang, Soli und Duetten leben würde.
Nur diesmal durfte die Ouvertüre auch einmal in der Mitte stehen: Auf die Arie „O mio babbino caro“ aus Puccinis „Gianni Schicchi“, mit der Neivi Martinez glänzen durfte und mit Stimme und Präsenz die Blicke aller Zuhörer auf sich zog, folgte der Beginn von Verdis „La Traviata“.
Bilder der Komponisten und besondere Eindrücke der Werke an der Leinwand. Eine wohltuend ausgesteuerte Akustik, die das Klangerlebnis in den letzten Reihen noch besser machte als ganz vorne. Die Vorstellung der Künstler, der Komponisten und der Werke im harmonischen, prima abgestimmten textlichen Zusammenspiel von Adam Schmitt und Gerhard Lautz.
So konnte aus der bloßen Idee eine glanzvolle Umsetzung zum Konzert werden, auch wenn lediglich drei Stunden am Nachmittag gemeinsam mit Chor und Orchester geprobt werden konnte.
Übergänge, Tempi und Wechsel passten, „das Orchester machte es uns auch ausgesprochen leicht“, zollte Chordirigent Andreas Arneke den Musikern ein „fettes Lob“.
Dass seine Weilerer Sänger bei den „Meistersingern“ zu Beginn genauso glänzten wie im Matrosenchor aus dem „Fliegenden Holländer“ und im Gefangenechor aus Verdis „Nabucco“, war angesichts der Klasse beinahe selbstverständlich.
Der Höhepunkt war zum Ende des ersten Teils ganz unstrittig die Interpretation von „Tannhäusers Pilgerchor“. Wer die schweren leisen Töne so trifft, der darf beruhigt in die Pause gehen und sich des Lobes der Besucher sicher sein.
Danach mussten auch die ausgesuchten Werke von Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig van Beethoven, Giacomo Meyerbeer und Charles Gounod gelingen. Allesamt Paradestücke, die bekanntesten sicherlich wiederum von Verdi mit dem Triumphmarsch (Aida) und der Tenor-Arie „La donna è mobile“, dazu das eindrückliche „Quando me’n vo’“ aus Puccinis „La Bohème“.
Intensive Proben, ein anstrengender Schlusstag für den Chor.
Einer, der allen Einsatz lohnte, für den sich über 500 Operfreunde mit stehenden Ovationen bedankten, bei dem Arneke eine Riesenleistung als Dirigent von Chor und Orchester zeigte und für den der Text aus Beethovens Gefangenenchor aus „Fidelio“ sinnbildlich stehen musste: „Oh welche Lust!“