Musikalische Höchstleistungen mit „Rheinischer Philharmonie“ / MGV Liederkranz war kongenialer Partner
[Allgemeine Zeitung, Bingen]
clu. WEILER - Ein großer Abend in der Rhein-Nahe-Halle von Weiler - ohne Zweifel. Denn zum zweiten Male nutzte das Staatsorchester "Rheinische Philharmonie", diesmal unter der Leitung von Professor Heinz Geese und zusammen mit dem Kammersänger Karl Ridderbusch, den federnden Hallenboden vor 700 Zuhörern zum Sprungbrett musikalischer und unterhaltender Höchstleistungen.
Das zeigte sich schon zu Beginn in den Ouvertüren zu „Figaros Hochzeit“, von Wolfgang Amadeus Mozart und zu Gioacchino Rossinis „Barbier von Sevilla“.
Zopfige oder gar strähnige Interpretationen versagte sich der engagiert leitende Heinz Geese nachhaltig. Besonders der sanfte, ausgewogene Strich der Geigen verdeutlichte, daß die Instrumentalisten auch im Orchestergraben des Theaterfaches zu Hause sind. Da hätte es des Intermezzos aus „Tausendundeiner Nacht“ von Johann Strauß eigentlich gar nicht bedurft um die Wandlung des niedrigen Podestes in der Rhein-Nahe-Halle in eine große Opernbühne zu vollziehen.
Nicht zuletzt der international anerkannte Bassist Karl Ridderbusch hatte schon lange zuvor das richtige Zauberwort unter den Wappenbildern von Weiler und Bingen in der blumengeschmückten Bühnendekoration - arrangiert von den Heimatfreunden - ausgesungen.
Und da standen ihm die 60 Sänger des „MGV Liederkranzes 1886“ mit ihrem Dirigenten Willibald Stipp tatkräftig zur Seite.
Karl Ridderbusch, diese riesige Erscheinung, kann wie sonst wohl kaum ein zweiter den Farbenreichtum der Opernarien entbinden. Selbst wenn ihm die trockene Luft im großen Saal zu schaffen machte und es zu leicht angerauten Timbrierungen kam.
Er scheint die Arien aus „Don Carlos“, „Die lustigen Weiber von Windsor“ oder „Zar und Zimmermann“ auszuleben. Mit seiner mimischen Ausdrucksfähigkeit errichtet er lyrische Passagen voll bebender Intensität, genauso wie atemberaubende Dynamiksprünge.
Dass in der Gala-Vorstellung der „Großen“ auch der „Liederkranz“ ein kräftiges Wörtchen mitsingen kann, bestätigte sich eindrucksvoll im „Jägerchor“ aus der Oper „Der Freischütz“ von Carl Maria von Weber.
Stimmliche Präsenz und Beweglichkeit sind Meriten, die die Sänger in den Mittelpunkt rückten. Dabei standen sie ganz im Blickfeld von drei Kameras des Südwestfunkes, der das Konzert für einen Beitrag „Chöre des Landes“ aufzeichnete.
Hohe Ehren wurden indes Willibald Stipp zuteil.
In Anerkennung seiner 25jährigen Arbeit wurde ihm die Stabführung zum „Jägerchor“ und zur „Arie des Falstaff („Die lustigen Weiber von Windsor“) übertragen.
„Das machen wir sonst nicht“, bestätigte Intendant Hans Richard Strakke von der Rheinischen Philharmonie, der an diesem Abend wieder die Moderation übernommen hatte, und versprach, auch im nächsten Jahr in Weiler zu gastieren. "Das ist unser Landesauftrag und wir schätzen das Engagement der Gemeinde."