Männergesangverein „Liederkranz“ bereitete frohe Stunden
[Allgemeine Zeitung Bingen, 16.01.1958]
W e i l e r b e i B i n g e r b r ü c k. Ein Erlebnis wurde wiederum für alle Besucher der bunte Abend des Männergesangvereins “Liederkranz“ im Saale Weber. Manches Auge wurde feucht beim Vorspruch von Hans Fink, der auch die Ansage übernommen hatte; Hans Marquis und Hugo Sturm hatten bereits in ihrer ausgezeichneten Bühnendekoration, die den Platz an der Bachmauer in früheren Jahren darstellte, wehmütige Erinnerungen wach werden lassen, was Wunder, wenn nun der gelungene Vorspruch „Die Mauer an der Bach“ gar Tränen auslöste.
Diese, Stimmung machte bald einer gehobeneren Platz, als nach dem Sängergruß und einem Begrüßungschor Vorsitzender K o l l a y in launigen Versen die zahlreichen Besucher begrüßte und danach der Einzugsmarsch aus dem Zigeunerbaron von Johann Strauß, vorgetragen vom Chor des GV unter Leitung von Musiklehrer Eduard Wichardt, Bingerbrück, erklang.
,,Ein bißchen Freude"
Irene Bügner, die auch dieses Jahr mit von der Partie war, erzeugte mit ihrem Vortrag, in dem sie die Männer unter die Lupe nahm, starken Beifall. „Ein bisschen Freude" wollte Siegbert Habermann mit seiner wohlklingenden Stimme vermitteln, und er hat an diesem Abend viel Freude bereitet, sei es mit „Heimatlos“ oder mit „Es träumt ein Faß“ von Karl Blume.
Seine Soloeinlagen sind aus den Programmen des MGV nicht mehr wegzudenken und werden immer wieder freudig aufgenommen. In einer Schlagerparodie „Ein Jahr Weltgeschehen“ wurden Josef Kollay, Ludger Schmitt und Winfried Steinberger, begleitet von Wolfgang Klein, immer wieder von Beifallsstürmen unterbrochen.
Die Brüder Albert und Josef Conrad sangen sich auch diesmal mit ihren Schlagern schnell in die Herzen der Zuhörer und wurden nach dem Lied „Draußen am alten Brunnen“ erst nach einer Zugabe mit stürmischem Beifall entlassen.
„Die Dorfmusik" von Fryberg, gesungen vom Chor, bildete den Abschluß des ersten Programmteils.
„Abend bei Paul Lincke"
Wie ging das Publikum mit, als die ausgezeichnete Kapelle Kern, Bingen, den zweiten Teil mit einem „Abend bei Paul Lincke" eröffnet. Musiklehrer Eduard Wichardt durfte alsdann in Anerkennung seiner Verdienste um den Verein aus der Hand des Vorsitzenden einen Präsentkorb entgegennehmen.
Dann wurde es dunkel im Saal, und auf der Bühne erschien eine Vollmondscheibe. Vorsitzender Kollay betrachtete in einem besinnlichen-heiteren Vortrag das Erdengeschehen aus der Perspektive des Mondmannes und erntete donnernden Applaus. Albert Scherer verblüffte mit einigen Zaubereien und wurde sehr zur Erheiterung des Publikums von Hans Marquis assistiert. „Der fidele Stammtisch" hieß ein musikalisches Quodlibet, das von acht Sängern treffend dargeboten wurde und hervorragend ankam.
Wolfgang Klein zog interessante Vergleiche zwischen einem nahrhaften Haustier und den Menschen und reizte damit die Lachmuskeln ungemein. Der Höhepunkt des Abends war erreicht, als der Drehorgelmann (Hans Marquis) an der Bachmauer erschien und seine Moritaten sang. Dieser Auftritt erzeugte wirklich Lachtränen. Zum Schluß erklang die zackig gesungene „Tritsch-tratsch-Polka“ von Johann Strauß, die am Klavier von Willibald Stipp begleitet wurde.
Stunden der Besinnung und Freude wollte der MGV „Liederkranz“ an diesem Abend vermitteln.
Daß ihm dies in einem sauberen Programm gelungen ist, bewies ihm ein dankbares Publikum am Schluß der Darbietungen mit anhaltendem Beifall: Noch lange saß man in gemütlicher Runde zusammen, um den angenehmen Abend ausklingen zu lassen