DIE OPERETTE " DAS LIED DER HEIMAT "WURDE AM 05.DEZEMBER 1950 VOM MGV „LIEDERKRANZ“ 1886 WEILER, ZUR ERSTAUFFÜHRUNG GEBRACHT.
Operetten-Erstaufführung des Männergesangvereins „Liederkranz“
[Allgemeine Zeitung Bingen, 05.12.50]
Man muß es dem quicklebendigen Völkchen in Weiler zugestehen: es kann nicht nur ausgezeichnet spielen - es kann auch gut singen! Und da sie Gefühl für Rhythmik und Sinn für Humor haben, bieten sie die besten Voraussetzung für die Einstudierung einer Operette. Das bewies am Sonntagabend der MGV „Liederkranz“ Weiler, der im Weberschen Saale die dreiaktige Operette „Das Lied der Heimat“ von Josef S c h a l l e r zur Erstaufführung brachte.
Das war durchweg gekonnt, was wir da sahen und hörten. Das Spiel selbst hatte Schwung und Farbe, aber das Beste war doch die Musik und der Gesang!
Zwar hatte W. W e b e l s das Textliche geschickt abgelegt, bis auf das Gesprochene, das zu flach verläuft. Er mixte in sein Libretto alles hinein, was ein Operettchen zum Lachen braucht: Heiterkeit und Rührseligkeit, schlagkräftige Pointen und echte Witze, amüsante Dialoge, Lieder, Tänze, alles eingefangen in einen Handlungsstoff, der seine Spannung aus dem Bereich der Liebe bezieht.
Die Musik von Schaller hatte sich an dieser farbigen Mixtur trefflich entzündet. Volkstümliche Chorsätze wechseln mit schwärmerischen Arien, reizende Duette mit sentimentalen Terzetten. Die Vielschichtigkeit der Rhythmik fängt den heiteren Geist des Werkes unversehens ein.
Dirigent Eduard W i c h a r d t hatte im Chor der „Liedertafel“ dafür alle Akteure gefunden.
Im Mittelpunkt des frohen Geschehens stand Dina L a u t z als „Annelies", die sich mit Koloraturen und Arien wie ,,Die Welt ist gar so schön" und "Ich träum' von meinem Heimatland" die Herzen der Zuhörer eroberte. Ihr stand der sympathische Bariton A. R i t t w e i l e r vornehm assistierend zur Seite. Eine scharmante "Inez" verkörperte Irene S t u r m, wirkungsvoll ihren lockeren Sopran in Duette einsetzend. Das Grandezzahafte des „Camillo“ steuerte beachtenswert G. K o n r a d an.
Bieder und hausbacken wurde das Wirtsehepaar von Fr. M a t h e s und Hella G e n z l e r auf die von Paul L i p p e r t geschaffene farbige Bühne gestellt. Mit funkelndem Witz und lustigen Kapriolen reizte der quichottehafte Helmut K ü h n das Zwerchfell zum Zerreißen.
Eine Groteske im heiteren Bühnengeschehen bildete Leni S t u r m als Gouvernante. R. S c h e r e r, E. S t e i n e r und M. M o h r ergänzten glücklich das Lustspiel-Ensemble. Die blitzsaubere und quicklebendige Tanzgruppe wurde von Frau M a s s i n g geleitet, das ergötzliche Gesamtspiel von A. S t i p p.
Der Dirigent führte sein spielfreudiges und gut aufgelegtes Orchester mutig durch die farbige Partitur, während sein Chor bewegliche Ensembleszenen zeigte, der im Verein mit den Solisten mitreißende Aktschlüsse und ein begeisterndes Finale schuf.
Es gab starken Beifall und viele Vorhänge. Das sicherte auch der zweiten Aufführung am kommenden Sonntag wiederum ein vollbesetztes Haus.
R-r.