Konzert demonstrierte Ergebnis 25-jähriger Zusammenarbeit
zwischen MGV Liederkranz und Willibald Stipp
[Allgemeine Zeitung Bingen, 02.11.1990]
WEILER - 1200 Chorproben, das ist die Summe einer 25jährigen Dirigententätigkeit. Eine solche 25jährige, gemeinsame musikalische Arbeit feierte der Männergesangverein„Liederkranz“ 1886 Weiler in Weiler mit seinem Dirigenten Willibald Stipp mit einem festlichen Konzert.
Die große Zahl der durchgeführten Chorproben erhält aber ihr eigentliches Gewicht durch die erzielten Erfolge und Anerkennungen, die Willibald Stipp mit dem MGV „Liederkranz“ erreichte und die ihn als hervorragenden Musiker und Chorerzieher bestätigen. Diese Fähigkeiten wurden nicht zuletzt auch bei diesem festlichen Jubiläumskonzert deutlich.
Das Programm dieses Konzerts wurde von einem anderen, hierzulande bekannten, bedeutenden Musiker und Komponisten bestimmt, von Professor Theodor Fischer. ZweiOrchesterkompositionen Fischers eröffneten die Vortragsfolge, die von dem gut besetzten Kammerorchester „Pro Musika“ zu Gehör gebracht wurden. Dieses Orchester hatte imLaufe des Abends noch eine ganze Reihe weiterer Aufgaben übernehmen.
Dazwischen sang der Männerchor ,,Singt eure ewig jungen Lieder", ebenfalls von Fischer, wobei der Chor ein erstes Mal seine vorzügliche Schulung beweisen konnte. Beim folgenden „Nachtgesang im Walde" hatte Theo Fischer die Begleitung am Klavier übernommen. Schubertsche Liedkompositionen hatte Fischer auch bei der Gestaltung einer Liederfolge verwendet, die als „Schubertiade“ als nächstes auf dem Programm stand. Es ist dies eine Folge von zehn Chören, die von einem Bläser-Sextett begleitet werden.
Der Tenor Reinhard Leisenheimer vom Stadttheater Hagen, hier ebenfalls gut bekannt, wirkte als Solist der Aufführung mit. Die in Richtung Besinnlichkeit tendierende Chorfolge hatte einen ersten Höhepunkt mit dem sehr Schubert-nahen ,,Abendfrieden“. Der Chor wurde ruhigund besinnlich gesungen, während die Orchesterbegleitung durch romantische Hornklänge besondere Akzente erhielt. Bei den „Nachklängen“ waren die begleitenden Bläser ebenso eher ruhig, beschaulich, während der darauffolgende „Rundtanz“ munter, lebhaft und spritzigvorgetragen wurde.
Ganz besonders nah am Schubertschen Original war dann „Die Nacht“, die durch die instrumentale Begleitung zusätzlich Farbe erhielt. Mit Wärme sang ReinhardLeisenheimer „Zur guten Nacht“. Der “Kehraus“ war wieder vergnügt und munter, der „Abschied“ mit Solist, Chor und Instrumenten ein eindrucksvoller Schluß.
Es war sehr erfreulich, daß der „Liederkranz“ dieses 1988 in Frankfurt uraufgeführte Werk auf sein Programm gesetzt hatte.
Der Chor stellte dabei in der verschiedensten Weise alle guten Eigenschaften eines guten Männerchors unter Beweis und bewies seine ausgezeichnete Chorerziehung undChorausbildung sowie die hervorragenden pädagogischen Fähigkeiten seines Dirigenten Stipp.
Nach der nun folgenden Pause eröffnete der Solist Leisenheimer mit einem Fischerschen Rheinlied den zweiten Teil des Konzertes. Anschließend folgte die Laudatio für den nun 25 Jahre wirkenden Chorleiter. Der Vereinsvorsitzende Adam Schmitt brachte Dank und Glückwunsch des Vereins zum Ausdruck.
Ministerialdirigent Jung vom Kultusministerium brachte Grüße des Ministers und überreichte die Peter-Cornelius-Plakette an Willibald Stipp.
Daran anschließend überbrachte Reinhard Leisenheimer noch ein ganz persönliches Geschenk für den Jubilar und sang für ihn „Es ist beim Weine wie im Leben“. Als wichtiges, groß angelegtes Chorwerk beschloß die volkstümliche Kantate „Die Nahe“ den Konzertabend.
Eine Kantate für Tenorsolo, Männerchor und Orchester. Die Reihe von zwölf Sätzen beschäftigt sich mit den Phänomenen Nahe, Nahetal, Rebenland und Heimat in verschiedener Gestalt und findet immer wieder neuen und anderen musikalischen Ausdruck, anderemusikalische Form.
Ob es das Orchester mit immer neuen, instrumentalen Farben, vor dem öfteren Hornklängen, ist, oder aber Tenorsoli oder der Männerchor mit vielfältigen Melodien und Liedern. Die Zuhörer waren von diesem schon 1958 uraufgeführten Werk Theo Fischers sehr gefesselt und tief beeindruckt und spendeten, am Schluß stehend, begeisterten Beifall.
Zu guter Letzt muß noch einmal festgestellt werden, wie exemplarisch gut und sorgfältig der Männergesangverein „Liederkranz“ von seinem Dirigenten Willibald Stipp auf dieses Konzert vorbereitet war, was übrigens, das sollte nicht vergessen sein, auch für das mitwirkende Orchester „Pro Musika“ gilt.
JOSEF KÜHN