Geistliches Chorkonzert des MGV Liederkranz 1886 in der Rhein-Nahe-Halle
[Allgemeine Zeitung, Bingen]
Beim „Geistlichen Chorkonzert" in der vollbesetzten „Rhein-Nahe-Halle" des MGV Liederkranz 1886 Weiler standen zwei anspruchsvolle Themen auf dem Programm:
„Der Mensch vom Leben zur Vollendung“ und „Ewiger Lobpreis", die, wie der Vorsitzende Adam Schmitt in seinen Einführungs- und Begrüßungsworten betonte, alle Besucher des anspruchsvollen Konzertes (600) im Monat des Totengedenkens und Volkstrauertages zum Nachdenken über die Gedanken „Mensch, Leben, Tod, Vollendung in der kommenden Welt bei Gott" führen wollten.
Das ist mit ein Verdienst des Chorleiters Willibald Stipp und der von ihm geleiteten Chöre, nämlich des Männergesangvereins Liederkranz und des Katholischen Kirchenchores Cäcilia, beide aus Weiler, des Binger Orchestervereins unter der Leitung von Frau Ursula Bohmeier-Bredel und von Bernd Inhofer und Andreas Stipp für ihren Continuo-Part an dem kleinen Orgelportativ!
Während des ganzen 120minütigen Konzertes dominierten in der „Rhein-Nahe-Halle“ größte Aufmerksamkeit seitens der Besucher und chorische Disziplin und musikalischer Einsatz seitens der Mitwirkenden.
Der „Binger Orchesterverein", der viermal zu hören war, eröffnete mit Antonio Vivaldis „Andante c-Moll“ aus der Sinfonia Nr. 1 C-Dur das Konzert.
Aus der „Sinfonia B-Dur“ von Leopold Mozart, des Vaters von W. A. Mozart, hörte man noch das „Andante g-Moll“ und aus dem „Konzert B-Dur“ von Georg Philipp Telemann für vier Flöten, Streicher und Basso continuo vier Sätze, im zweiten Teil, zu Beginn und in der Mitte.
Man spürte immer musikalisches Engagement, gutes Zusammenspiel, besonders bei Telemann eine gewisse Spannung und Steigerung
und zugleich frohen Klang zwischen den beiden Orchestergruppen, besonders beim Tuttiklang.
Der Männerchor, das merkte man immer wieder, trägt nicht nur den Titel „Meisterchor des Sängerbundes Rheinland-Pfalz“; er mühte sich während des ganzen Konzertes um gute Intonation, gutes und verständliches Deklamieren und vor allem um musikalische Aussage!
Das begann schon mit Rudolf Deschs „Die Nacht ist von den Bergen geschieden“ vor der Begrüßung.
Der Männerchor mit sagenhafter Dynamik, deutlicher Aussprache, stets auf Piano bedacht und alle Anweisungen seines Dirigenten befolgend!
Mit dem Kirchenchor Cäcilia (35 Frauen und 14 Männer) sang man Wilhelm Stockhausens „Da pacem Domine“, das vier- bis sechsstimmige Gebet um Frieden, opus 7b, des einstigen Trierer-Domkapellmeisters oder die Motette „Ich bin die Auferstehung und das Leben“ von Gailus Dreßler. Gotthilf Fischer - der Schwabe, der Massenchöre bewegt – komponierte auch ein „Vater unser“ (für bis zu 7stimmigen Chor) mit vielen Klangeffekten, für Kirchenmusiker jedoch indiskutabel, für die 100 Sängerinnen und Sänger auf der stilvoll geschmückten Bühne vom Volumen her auch eine Überforderung.
Nach der Pause dann von beiden Chören W. A. Mozarts „Ave verum“ und L. van Beethovens Hymnus „Die Himmel rühmen“, jeweils mit Orchester und Orgel-Continuo.
Zum ,,Trumpet voluntary" von J. Clarke, einem typischen englischen Orgelwerk, mit einem Text von Trapp „Preiset froh den König“, einem pseudomusikalischen „Ohrwurm“, den der Männerchor mit ausgewogenem Chorklang sang, hörte man Orchesterverein und die kleine Truhenorgel.
Friedrich Silcher hat sein „Sanctus“ für Männerchor - mit lateinischem Text - ganz aufs Wort komponiert.
Anspruchsvoller war Cesar Francks Komposition zum Fronleichnamsfest „Panis angelicus“ im Satz von 0. Groll mit Orgelbegleitung - und bis auf den letzten Vers – ganz in lateinischer Sprache geboten, homogen im Chorklang und mit vorzüglicher Deklamation.
Wilhelm Heinrichs hat den „Cherubischen Lobgesang“ von Dimitrii Stepanowitsch Bortnjanskij, geboren 1751, gestorben 1825 in Petersburg, mit einem „Jubilate - Halleluja!“ unterlegt, das der Männerchor sehr getragen feierlich, fast hymnisch und mit großer Steigerung beim „Hallelujah“ bot.
Der Beifall war herzlich. Blumen oder Weinpräsente die beiden musikalischen Leiter Stipp, Bohmeier-Bredel und musikalischen Helfer drückten den Dank für das gelungene „Geistliche Konzert“ am Vorabend des Volkstrauertages aus und die Ermunterung für die beiden Chöre, weiterhin „Musikpflege“ zu betreiben zum Wohle der „Bergheimat“ in Weiler.
Rolf Wingenfeld