• Letzte Änderung: Do, 12. Dez 2024, 18:01.
Internetseite des Männerchores Weiler bei Bingen

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Zwischen der Vereinsgründung 1886 und der Fahnenweihe 1889 hatten sich an der Spitze des Deutschen Reiches schicksalhafte Veränderungen vollzogen. Der erste Kaiser des neuen Deutschen Reiches, Wilhelm I., war 1888 verstorben, sein Thronfolger Friedrich III. hatte schon nach 99 Tagen Regierungszeit noch im gleichen Jahr durch seinen Tod Kaiser Wilhelm II. den Thron freigemacht.

Dieser Thronwechsel sollte den MGV erst später noch schwer treffen.

Doch zunächst nahm das Vereinsleben mit Stiftungs- und Gesangsfesten sowie Darbietungen bei vielen Gelegenheiten seinen Fortgang.

Am 18.6. 1893 fand der erste Familienausflug auf den „Roten Hahn“ statt, die Fahrtkosten betrugen RM 2,50 pro Mitglied.

 

Karneval Verein Tulpe Weiler bei BingenFastnacht beim Männerchor

Von 1894 bis 1908 wurde die Fastnacht vom MGV, zunächst in Form von Theaterstücken und Couplets veranstaltet, ab 1903 ging man zu Sitzungen über.

Diese Betätigung gab er 1908 auf, als der Karnevalverein „Tulpe“ in Weiler gegründet wurde; viele Mitglieder des MGV waren unter den Gründern. Damit ging die Tradition der
"Sitzungs-und Ballfastnacht beim Liederkranz", die vom MGV seit seiner Gründung gepflegt und mit viel Fröhlichkeit für die Weilerer ausgerichtet wurde, zu Ende.

Das erste Stiftungsfest fand 191 1 anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Vereins unter Teilnahme von 1 1 Gastgesangvereinen im Saale Bell statt.

Der damalige Vorsitzende hatte in der Generalversammlung vor dem Fest einen Bestand von ganzen 11 Pfennig übernommen. Ein Silberkranz sowie eine Fahnenschleife wurden von den Frauen und Jungfrauen des Vereins gestiftet.

Die 1889 angeschaffte Vereinsfahne war damals schon schadhaft und wurde von den Schwestern des Weilerer Klosters "St. Hildegard" repariert.


Kaiser Wilhelm

Kaiser Wilhelm II Ein ganz besonderes Ereignis war im Jahre 1913 unserem Heimatort Weiler angekündigt worden. Kaiser Wilhelm II., nun schon 25 Jahre auf dem Throne, sollte in Weiler begrüßt werden. Er hatte als „Oberster Kriegsherr“ an den nach ihm benannten „Kaisermanövern“ im Hunsrück teilgenommen und war danach am Entenpfuhl im Soonwald bei der Einweihung eines Gedenksteines zur Erinnerung an „den Jäger aus Kurpfalz“ anwesend.

Kaiser Wilhelm II - Einweihung des Denkmals Jäger aus Kurpfalz im Soonwald (Entenpfuhl)Auf der Rückfahrt nach Berlin sollte er am 27. Juli 1913 von Stromberg und Waldalgesheim her auch durch Weiler kommen.

Ihn zu begrüßen, war die gesamte Schuljugend mit Fähnchen, vaterländische Lieder singend, an der Schule an der Stromberger Straße angetreten. Wer von den Erwachsenen sich frei machen konnte, war ebenfalls dabei. Die Feuerwehr in Helm und Paradeuniform stand bereit, auch der MGV war mit seiner Fahne an der Schule angetreten und sollte zur Begrüßung während der Vorbeifahrt seiner Majestät des Kaisers den Chor „Heil Dir im Siegerkranz“ singen. Seit 1896 war Peter Klein aus Weiler Dirigent.

Alles fieberte dem hohen Besuch entgegen. Da kam plötzlich Bewegung in die Wartenden. Vom Gasthaus „Deutscher Kaiser“, heute „Deutsches Haus“, hörte man den Ruf: „Er kimmt! “. Von Fähnchen-Schwenken und „Hurra“-Rufen begleitet, kam eine längere Autokolonne angerollt und war, noch ehe der Chor seine Hymne anstimmen konnte, Richtung Bingerbrück verschwunden. Erkannt hatten den Kaiser die Wenigsten.

Wahrscheinlich saß er im ersten Wagen; wer aber erwartete, dass er dort in kaiserlichem Ornat, mit seinem adlergeschmückten Helm sitzen könnte, war enttäuscht. Trotz allem war es für die Weilerer ein erhebender Tag, welcher der Feuerwehr sicher noch Grund zum „Nachlöschen“ gab.

Der MGV soll nach den Strapazen des Tages, um die Vereinsfahne geschart, noch bis spät in die Nacht in seinem Übungslokal die Folgen und Nachwehen der Mühseligkeiten dieses Tages mit dem Schoppenglas hinuntergespült haben.

Der erste Weltkrieg

1930 KriegerkameradschaftAber keiner hätte damals daran geglaubt, dass nach wenig mehr als einem Jahr unter eben diesem Kaiser Wilhelm II. ein Krieg beginnen würde, der die ganze zivilisierte Welt in Brand setzte.

Der Verein hatte inzwischen 45 Mitglieder.

Da brach der „Erste Weltkrieg“ am 2. August 1914 aus. Viele Sangesbrüder „eilten zu den Fahnen“, wie man damals zu sagen pflegte. Es wurde beschlossen, die Familien von drei verheirateten Vereinsmitgliedern, die zum Kriegsdienst eingezogen waren, finanziell zu unterstützen. 20 Mark wurden bewilligt, um zusammen mit anderen Ortsvereinen „bedürftigen Ortsangehörigen“ eine Unterstützung zukommen zu lassen. Hoffte man doch zuversichtlich, dass der Krieg am folgenden Weihnachtsfest beendet sei. Aber es kam anders. Der Krieg ging weiter, ein Ende war nicht abzusehen.

Im Mai 1915 wurde beschlossen, sämtlichen im Felde stehenden Vereinsangehörigen ein aus der Vereinskasse finanziertes Päckchen zu schicken. Während des Krieges unterblieben zwar die Proben des MGV, denn zu viele Sänger waren zum Kriegsdienst eingezogen. Der Verein blieb aber, von den Daheimgebliebenen getragen, den ganzen Krieg über bestehen, die vorgeschriebenen Generalversammlungen fanden regelmäßig statt.

Im November 1918 war der Erste Weltkrieg zu Ende, seine Folgen noch unübersehbar.

Der Kaiser, dem mit Schulkindern und zahlreichen Mitbürgern auch der MGV bei der Fahrt durch Weiler 1913 hatte zujubeln wollen, hatte am 9.11.1918 abgedankt und war am folgenden Tag ins Exil nach Holland abgereist.

52 Gefallene hatte Weiler am Kriegsende zu beklagen, unter ihnen 3 Sangesbrüder.

 

 

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