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1958 Sängernachrichten Nr. 17 - Ausgabe Mai 1958Sängernachrichten Ausgabe 17 - Mai 1958

Liebe Sangesbrüder!

Eine April-Ausgabe unserer Sängerzeitung haben wir nicht herausgegeben.

Die Gründe hierfür waren einmal Mangel an geeignetem Stoff, weil sich nichts besonderes ereignet hatte, zum anderen aber 'waren auch technische Schwierigkeiten, die bei der Person des  1. Vorsitzenden lagen, dafür maßgebend.

Unsere heutige Ausgabe bringt dafür einen Beitrag unseres in Hamburg wohnenden Sangesbruders Hans-Günter Altenhofen, auf die wir besonders hinweisen. Und nun gleich wieder zum Vereinsleben.

Die heutige Statistik zeigt, daß unser Loblied in der März-Ausgabe leider zu früh gesungen wurde. Der Chorprobenbesuch hat sich nämlich wieder wesentlich verschlechtert und dies trotz unserer bevorstehenden Veranstaltungen und Besuchen bei anderen Vereinen.

Während wir, wie noch erinnerlich, im Monat März Rekordbesuche von 47 Sängern zu verzeichnen hatten, war im Monat April am 26.4. mit nur 37 Sängern der höchste Besuch zu verzeichnen und dies bei einer aktiven Sängerzahl von 64. Gleichzeitig hatten wir an diesem Tage mit 11 unentschuldigt fehlenden Chormitgliedern einen sehr bedauernswerten Rekord zu verzeichnen. 

Nachstehend die Übersicht von den einzelnen Proben:

Sänger insgesamt:

 

64

  Tenor  1  

10

 

  Tenor 2  

18

 

  Baß 1  

21

 

  Baß 2  

15

anwesend
am 6.4.

34 (7)

4 (2)

10 (1)

9 (2)

11 (2)

 

13.4.

34 (9)

5 (2)

8 (1)

9 (5)

12 (1)

 

19.4.

32 (9)

5 (1)

8 (1)

10 (5)

9 (2)

 

26.4

37 (11)

7 (1)

7 (3)

10 (7)

13 (-)

 

 (Die Zahlen in ( ) geben die unentschuldigt fehlenden Sänger an. )

Das besondere Schmerzenskind ist zur Zeit der 1. Tenor, der die schwächste Stimme ist. Es wäre notwendig, eine Verstärkung entweder durch Umbesetzungen oder aber durch Neuzugänge herbeizuführen. So standen beim Gruppensingen in Genheim nur 7 1. Tenöre auf der Bühne. 2 waren durch Krankheit und Dienst verhindert, während 1 Mitglied unentschuldigt fernblieb. Bei einem Chor von der Schwere wie „Palmsonntag“ ist eine Ausgeglichenheit unter den Stimmen Bedingung für den guten Vortrag. Entsprechend war unser Gesang. Nicht, daß unser Verein der schlechteste gewesen wäre, nein, aber wir müssen auch anerkennen, da8 andere Vereine besser gesungen haben. Und nun stehen weitere Besuche von Sängerfesten bevor. Es ist also unerläßlich, daß jeder aktive Sänger die Proben besucht und keine Probe mehr versäumt. Wir haben in Genheim erlebt, was andere Vereine mit weniger Sängern zu leisten in der Lage waren ~ nur, weil sich die Mitglieder einer regelmässigen Teilnahme an den Proben befleißigt haben.

Der 1. Vorsitzende hat nicht die Absicht, weitere Worte in den Wind  zu reden. Wer sich der Vereinsdisziplin nicht unterwerfen will, soll doch wenigstens Mut besitzen, sich abzumelden. Da sei beispielsweise der 1. Baß erwähnt, der mit 21 Sängern die stärkste Stimme ist, von denen in keiner der Proben des Monats April auch nur die Hälfte anwesend war.

Der erste Baß ist das Schmerzenskind gleich hinter dem 1. Tenor.

Am Mittwoch, den 14.5. wurde eines unserer ältesten Mitglieder Sangesbruder Josef Steinberger zur letzten Ruhe getragen. Trotz eines Hinweises durch die Ortsschelle waren nur insgesamt 15 Mitglieder (aktive und inaktive) zur Teilnahme erschienen. Wenn auch die beruflichen Bindungen anerkannt werden, so ist es doch bedauernswert, daß nicht mehr Mitglieder unserem verdienten Sangesbruder die letzte Ehre erwiesen haben. Besonders bedauerlich war, daß wir nicht zum Singen in der Lage waren. Um unserem Verstorbenen diese Ehre nicht versagen zu müssen, wird das Versäumte am Sonntag, den 18.5. nach dem Hochamt auf dem Friedhof nachgeholt. Für die Folge werden wir bei Beerdigungen in der Woche immer so verfahren müssen.

 

Leserbrief von Hans-Günter Altenhofen -- Hamburg, den 20. April 1958

Liebe Sangesbrüder, 

Zunächst einmal herzliche Grüsse aus Hamburg. Und dann will ich Euch auch gleich erklären, was es mit diesem Brief auf sich hat. Ich bekomme drei Nachrichtenblätter: das „Hamburger Abendblatt“, die „Allgemeine Zeitung“ und die „Sänger-Nachrichten“.

Die beiden Tageszeitungen veröffentlichen des öfteren Leserzuschriften und warum soll nicht auch einmal jemand in den Sänger-Nachrichten zu Wort kommen, der nicht zur „Schriftleitung“ gehört?

Ursprünglich wollte ich schon nach unserem Bunten Abend im Januar einigen Gedanken in den Sänger-Nachrichten freien Lauf lassen. Dazu komme ich aber erst heute. 

Also wisst Ihr: dieser letzte Bunte Abend war wieder ganz herrlich! Seit 1954 findet er alljährlich im Januar statt und hat somit eine kurze; dafür aber auch gesunde Tradition. Am schönsten finde ich daran, dass an diesem Abend die Weilerer Sängerfamilie immer das Haus voller Gäste hat. Gäste nicht nur aus Weiler sondern auch aus der Nachbarschaft, und zwar Gäste, die deshalb kommen, weil sie die Art unserer Veranstaltung zu schätzen wissen: solid, gesellig, heitere Atmosphäre - und alles aus eigener, bodenständiger Kraft geschaffen. Das Programm mit seinen alljährlich neuen Einfällen ist es, was diesem Fest sein Gepräge gibt. Es gehört viel Idealismus dazu, es auf die Beine zu stellen und es soll auch einmal auf diesem Wege den unentwegten Geistern gedankt werden, die sich dieses Jahr für den Bunten Abend einsetzten. Die Mühen vor der Veranstaltung sind sicher nicht klein und es muss schon manche Stunde dafür geopfert werden.

Nach dem Abend ist die Begeisterung dafür umso grösser. Und hier möchte ich eine persönliche Feststellung einwerfen: ich habe es immer erlebt, dass sehr viele Sangesbrüder kurz nach dem Bunten Abend voller Ideen, voller Tatkraft und voller Bereitschaft waren, es im nächsten Jahre noch besser zu machen oder sogar auch mitzuwirken. Und Ihr wisst es alle, wie schwer es dann vor dem Bunten Abend hält, wirklich tatkräftige Mithelfer und Mitgestalter - sei es für das Programm, für die Bühne oder für die Organisation -zu finden. Eine jede Sache wird durch intensive Vorbereitung besser. Deshalb möchte ich heute alle Sänger bitten, sich schon jetzt Gedanken darüber zu machen, was im nächsten Jahr geboten werden soll. Das wird notiert, das gibt viele Notizen und wenn es dann soweit ist, kann man aus dieser Auswahl eine Auslese halten. Ich finde es auch richtig, wenn sich ein kleiner Ausschuss - evtl. der technische Ausschuss - schon lange Zeit vor den eigentlichen Proben mit dem Bunten Abend beschäftigte. Die „Regisseure“ des Abends werden Euch dankbar sein, wenn sie mit einer größeren Zahl Mitarbeiter rechnen können. Es heisst also, die Begeisterung, die nach dem letzten Bunten Abend herrschte, nicht bis zum nächsten Jahr in einen Dauerschlaf zu versetzen. 

Die "Sänger-Nachrichten“ vom März haben meine volle Zustimmung gefunden, denn der Vorsitzende hat einmal das ausgesprochen, womit sich bestimmt schon viele Sänger vorher beschäftigt haben: unsere grundsätzliche Einstellung zum Männergesang. Wir werden ebensowenig zu einem Kammerchor künstlerischer Vollkommenheit heranreifen wie etwa unsere Weilerer „Teutonia“-Fussballer Aussicht haben, einmal in den Endspielen der deutschen Meisterschaft mitzuwirken. Und so ergeht es allen ländlichen Vereinen, die auf ihre eigenen Kräfte angewiesen sind und die ihre Aufgabe nur auf ideeller Basis bewältigen. Deshalb befürworte ich es auch, wenn dem Volksliedgut wieder stärkere Aufmerksamkeit gewidmet wird und dadurch die Freude am Singen geweckt wird. Das muss nicht dazu führen, dass wir die Zeit, in der wir leben, vergessen. Diese Zeit ist nun einmal schnellebiger und mit mehr Hast und Unrast belastet als früher. Deswegen sollte man auch wirklich wieder bei uns eine heitere, frohe Geselligkeit pflegen und zu schätzen wissen.

Das waren so einige sonntägliche Gedanken.
Bis zu einem nächsten Wiedersehen grüsst Euch mit einem „Hummel-Hummel“

Euer Hans-Günter Altenhofen

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